Verfahren:Steck AVM

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Dieses Verfahren wurde von der Software Freedom Conservancy finanziert. Bitte spenden Sie an die Conservancy, um die Mittel für Rechtsstreitigkeiten wieder aufzufüllen. Vielen Dank!

In diesem Verfahren vor dem Landgericht Berlin argumentierte der Kläger, Sebastian Steck, dass AVM ihm ein Quelltextangebot gemacht hat, und dass dieses Angebot AVM nun zur Lieferung des vollständigen Quelltextes verpflichtet. Streitgegenständlich waren nur LGPL-lizenzierte Bibliotheken. Der Streit war hauptsächlich über die Installation der veränderten Bibliotheken auf dem von AVM hergestellten Router. Der Prozess erledigte sich, nachdem AVM die geforderten Installationsinformationen zur Verfügung gestellt hatte.

Genaueres kann man der Pressemitteilung und der Informationsseite der Software Freedom Conservancy entnehmen, die unten übersetzt sind.

Der ursprünglich bereitgestellte Quelltext kann unter https://osp.avm.de/fritzbox/fritzbox-4020/ heruntergeladen werden; das Firmware-Abbild ist unter https://download.avm.de/fritzbox/fritzbox-4020/deutschland/fritz.os/ verfügbar. Die Übersetzungs-Skripte, die sich unten finden, wurden aus Informationen, die durch Reverse Engineering und von AVM erhalten wurden, zusammengestellt. Das zusätzliche Installations-Skript, das während des Prozesses zur Verfügung gestellt wurde, kann heruntergeladen werden und ist unter der LGPLv2.1 lizenziert.

Pressemitteilung

Dies ist eine Übersetzung der englischen Pressemitteilung.

Software Freedom Conservancy (SFC) gibt heute [9. Januar 2025] den Abschluss eines Rechtsstreits bekannt, den wir in Deutschland finanziert und unterstützt haben. (Wie bei deutschen Fällen üblich, war SFC nicht in der Lage, während des Prozesses öffentliche Updates zu geben.) Die Beklagte, die Berliner Firma AVM, lieferte schließlich die notwendigen Informationen, um die modifizierte Software auf ihrem Gerät neu zu installieren. Mit der Lieferung dieser Informationen wurde der Rechtsstreit beigelegt. Der Kläger war Sebastian Steck, der von SFC die Finanzierung für diese Arbeit erhielt. Steck kaufte im Mai 2021 einen AVM-Router und stellte schnell fest, dass der Quellcode-Kandidat, den AVM ihm geschickt hatte, nicht kompiliert und auf dem Router installiert werden konnte. AVM, der größte Hersteller von Heimroutern in Deutschland, weigerte sich, seinen Quellcode-Kandidaten zu korrigieren. Steck verklagte AVM vor einem Berliner Gericht im Juli 2023.

Monate nach Einreichung der Klage stellte AVM Steck schließlich den gesamten verbleibenden Quellcode zur Verfügung, den Steck angefordert hatte, einschließlich „der Skripte, die zur Steuerung ... der Installation der Bibliothek verwendet werden“. Steck erhob seine Klage unter den Copyleft-Bedingungen der Lesser General Public License, Version 2.1 (LGPLv2.1). Im Rahmen der Beilegung des Falls zahlte AVM die Anwaltskosten von Steck. Die Rechtsmittelfrist ist vor zwei Wochen verstrichen. AVM hat beschlossen, gegen die Entscheidung des Gerichts über die Gebühren keine Rechtsmittel einzulegen.

Das positive Ergebnis dieses Rechtsstreits ist ein Beispiel für die Macht des Copyleft - es gewährt den Nutzern die Freiheit, die Software auf ihren eigenen Geräten zu ändern, zu reparieren und abzusichern. Unternehmen wie AVM erhalten diese immensen Vorteile selbst. Dieser Prozess erinnerte AVM daran, dass nachgelagerte Nutzer genau dieselben Rechte unter Copyleft erhalten müssen.

In der Vergangenheit konzentrierten sich die Klagen auf die unter der GPL lizenzierten Urheberrechte (oder die GPL und LGPL zusammen). Die Klage von Steck konzentrierte sich ausschließlich auf die Rechte der Nutzer unter der LGPL. Stecks Arbeit zeigte, dass die LGPLv2.1, obwohl sie eine „kleinere“ Lizenz als die GPL ist, den Nutzern immer noch das Recht garantiert, geänderte Versionen der Software auf ihren Geräten zu reparieren, zu modifizieren und neu zu installieren. Es besteht nun kein Zweifel mehr daran, dass sowohl die GPL als auch die LGPL dem Besitzer des Geräts die Möglichkeit einräumen, Änderungen an der Software im Flash-Speicher vorzunehmen, so dass diese Änderungen auch nach einem Neustart des Geräts erhalten bleiben. AVM versuchte zunächst zu behaupten, dass Änderungen im flüchtigen Speicher (RAM) ausreichen würden, aber Steck argumentierte erfolgreich, dass die Benutzer in der Lage sein müssen, solche Änderungen auf dem permanenten Speicher zu installieren. AVM stellte schließlich die erforderlichen Installationsinformationen für genau das zur Verfügung.

Sowohl SFC als auch Steck sind nach wie vor frustriert darüber, dass Unternehmen wie AVM in der Regel Nutzeranfragen nach Copyleft ignorieren, bis eine Klage eingereicht wird. Nichtsdestotrotz freuen wir uns, dass das Gerichtsverfahren die Rechte von Steck bestätigt und AVM verpflichtet hat, die Prozesskosten von Steck zu übernehmen. „Ich freue mich, dass AVM durch den Rechtsstreit gezwungen wurde, die Informationen zur Kompilierung und Neuinstallation in den [Prozess-]Unterlagen bereitzustellen“, sagte Steck. „Ich freue mich darauf, dass sie ihre öffentlich zugänglichen Quellcode-Archive bald um die vollständigen Skripte ergänzen, die zur Steuerung der Kompilierung und Installation verwendet werden.“ In der Zwischenzeit haben wir von SFC diese aktualisierten Quellcode-Archive selbst veröffentlicht, zusammen mit den wichtigsten Gerichtsdokumenten in diesem Fall.

Bei SFC arbeiten wir weiterhin mit Nachdruck an einer Zukunft, in der jeder die Möglichkeit hat, die Software auf seinen Geräten zu reparieren und zu verändern. Wenn Sie diesen Wunsch nach Veränderung teilen und unsere Bemühungen um die Verwirklichung dieses Ziels unterstützen möchten, bitten wir Sie dringend, jetzt zu spenden. Wir nähern uns dem Ende unserer jährlichen Spendenaktion und haben unser Spendenziel fast erreicht, aber wir sind noch nicht am Ziel. Jede Spende, die Sie uns zukommen lassen, wird durch die entsprechenden Sponsoren verdoppelt, bis das Ziel erreicht ist. Bitte spenden Sie jetzt und nutzen Sie diese Gelegenheit, um Ihre Wirkung zu maximieren!

Informationsseite

Dies ist eine Übersetzung der englischen Informationsseite.

Wir freuen uns, Ihnen die Klageschrift und das endgültige Gerichtsurteil in dem von SFC finanzierten Prozess gegen den Routerhersteller AVM sowohl im deutschen Original als auch in einer englischen Version, die von einem von SFC beauftragten, unparteiischen Übersetzer übersetzt wurde, zur Verfügung stellen zu können. Das deutsche Rechtssystem macht Gerichtsakten nicht standardmäßig öffentlich, so dass wir nur begrenzt veröffentlichen können. Wir ermutigen AVM, die von ihren eigenen Anwälten verfassten Schriftsätze zu veröffentlichen, um die Transparenz zu erhöhen. Wir verstehen zum Beispiel, dass AVM sich (glücklicherweise) dazu entschlossen hat, „die Skripte, die zur Steuerung ... der Installation der Bibliothek verwendet wurden“ vor der endgültigen Gerichtsentscheidung zur Verfügung zu stellen. (Dokumente im Besitz von AVM, die nach dem deutschen Rechtssystem standardmäßig nicht öffentlich sind, würden dies bestätigen). Wir werden alle Aktualisierungen, die AVM uns zur Verfügung stellt, hier veröffentlichen.

Hier finden Sie die Klageschrift, einschließlich der relevanten Anlagen, und die endgültige Gerichtsentscheidung in dieser Sache:

Wir veröffentlichen auch die Quellcode-Kandidaten, die AVM auf dem Weg zur endgültigen Lösung dieses Falles zur Verfügung gestellt hat. Diese haben wir in das SFC-Repository Use The Source für Quellcode-Kandidaten gestellt, damit die Öffentlichkeit darüber diskutieren und davon profitieren kann. Beachten Sie, dass diese sich von den Quellcode-Kandidaten auf der AVM-Website unterscheiden, da AVM sich entschieden hat, „die Skripte, die zur Steuerung ... der Installation der Bibliothek verwendet werden“, dort nicht zu veröffentlichen und sie stattdessen nur Sebastian Steck, dem Kläger in diesem Rechtsstreit, zur Verfügung gestellt hat. Steck möchte, dass diese Skripte veröffentlicht werden, und sie sind Teil des vollständigen Quellcodes, was bedeutet, dass sie gemäß LGPLv2.1 weiterverteilbar sein müssen, so dass wir sie jetzt für jeden zur Verfügung stellen.

Hier sind die Quellcode-Kandidaten aus jeder Phase von Stecks Durchsetzungsbemühungen:

Die Klage selbst bezog sich nur auf die Rechte unter LGPLv2.1. Leider hat AVM Steck oder SFC noch immer nicht die „Skripte zur Steuerung der Installation des Programms“ für Werke unter der GPLv2 in AVMs Firmware-Image zur Verfügung gestellt, wie z.B. Linux, das AVM heute noch vertreibt. Wir fordern AVM auf, alle von ihnen verwendeten Copyleft-Vereinbarungen einzuhalten, und werden diese Durchsetzungsmaßnahme ebenso wie Dutzende anderer Durchsetzungsmaßnahmen weiter verfolgen.

Übersetzungs-Skript für Version 6.83

Dieses Skript ist unter der LGPLv2.1 lizenziert.
# This installation script consists of the installation information received from AVM during litigation filled with reverse engineering and guesswork.
# This installation script was tested to run on Ubuntu 14.04.6
set -e
sudo apt install gcc g++ quilt python make unzip autoconf m4 perl libtool ncurses-dev
cd ~
wget https://osp.avm.de/fritzbox/fritzbox-4020/source-files-FRITZ.Box_4020-drgfly-06.83.tar.gz
tar -xif source-files-FRITZ.Box_4020-drgfly-06.83.tar.gz 
cd GPL
mkdir kernel
(cd kernel; tar -xif ../GPL-release_kernel.tar.gz )&
mkdir gcc
(cd gcc; tar -xif ../GPL-gcc.tar.gz )&
wait
cd gcc
mv Makefile Makefile.orig
sed s/oldconfig/menuconfig/ < Makefile.orig > Makefile
export KERNEL_LAYOUT=drgfly
# accept provided default configuration
make
cd ..
export PATH=$PATH:~/GPL/gcc/prefix_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_lang_buildroot-2014.08/output/host/usr/bin/
mkdir libexif
cd libexif
tar -xif ../LGPL-libexif.tar.gz 
./configure --host=mips-linux
make
cd ..
mkdir -p libosip2/h
cd libosip2/h
tar -xif ../../LGPL-libosip.tar.gz 
./autogen.sh --enable
./configure --host=mips-linux --enable-pthread
make
cd ../..
file gcc/prefix_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_lang_buildroot-2014.08/output/target/lib/libuClibc-0.9.33.2.so 
file gcc/prefix_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_sehr_lang_buildroot-2014.08/output/target/lib/libblkid.so.1.1.0 
file libexif/libexif/.libs/libexif.so.12.3.1
file libosip2/h/src/osip2/.libs/libosip2.so.4.0.0

Übersetzungs-Skript für Version 7.02

Dieses Skript ist unter der LGPLv2.1 lizenziert.
# This installation script consists of the installation information received from AVM during litigation filled with reverse engineering and guesswork.
# This installation script was tested to run on Ubuntu 14.04.6
set -e
cd ~
sudo apt install gcc g++ quilt python make unzip autoconf m4 perl libtool
wget https://osp.avm.de/fritzbox/fritzbox-4020/source-files-FRITZ.Box_4020-drgfly-07.02.tar.gz
tar -xif source-files-FRITZ.Box_4020-drgfly-07.02.tar.gz 
sudo mkdir -p /GU/archiv/tmp--release_kernel
sudo chown -R $USER.$USER /GU
cd /GU/archiv/tmp--release_kernel
tar -xif ~/GPL/GPL-kernel.tar.gz 
mv linux build
mkdir ~/GPL/gcc
cd ~/GPL/gcc
tar -xif ../GPL-gcc.tar.gz
# use bash as standard sh
sudo dpkg-reconfigure dash
export FRITZ_BOX_BUILD_DIR=/GU
export KERNEL_LAYOUT=drgfly
export LINUX_KERNEL_VERSION=4.4
export LINUX_VERSION_EXT=.60
make
export PATH=$PATH:/GU/archiv/tmp-drgfly-gcc_x86_64/usr/bin
cd ..
mkdir libexif
cd libexif
tar -xif ../LGPL-libexif.tar.gz 
./configure --host=mips-linux
make
cd ..
mkdir -p libosip2/h
cd libosip2/h
tar -xif ../../LGPL-libosip.tar.gz 
./autogen.sh --enable
./configure --host=mips-linux --enable-pthread
make
cd ../..
file gcc/tmp_buildroot-2016.05/output/target/lib/libuClibc-1.0.14.so 
file gcc/tmp_buildroot-2016.05/output/target/lib/libblkid.so.1.1.0 
file libexif/libexif/.libs/libexif.so.12.3.1 
file libosip2/h/src/osip2/.libs/libosip2.so.4.0.0